TTV Einheit Potsdam                                                                    Potsdam,10.10.2009

 

                        WIR integrieren miteinander und füreinander

 

Nun ist schon wieder ein Jahr rum seit unserem letzten „Integrationsturnier“. Zeit darüber nachzudenken, was sich seitdem getan und wen und wie WIR integriert haben.

Ich meine mit „integrieren“ nicht die mathematisch anspruchsvolle Rechenart für Gymnasiasten, sondern das tolerante, faire menschelnde „miteinander“ in unserem Verein. Und das beeindruckt viele Menschen, die zu uns kommen und mitmachen. Vor einigen Jahren beklagten sich noch regelmäßig bei mir Kinder, dass Erwachsene mit ihnen nicht spielen wollten, Frauen beschwerten sich, dass sie von Männern „Körbe“ bei Spielaufforderungen erhalten haben, zu gereiste „Wessis“ wurden argwöhnisch begutachtet, Senioren und Behinderte hatten es schwer, Kontakte zu finden. Über Ausländer herrschten bezüglich Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit Vorurteile.

 

Mitlerweile hat sich die Situation in wunderbarer Weise verbessert. WIR sind ein bunter Haufen geworden, der sich gut versteht, enorm vermehrt und auf beachtliche sportliche Erfolge und soziale Effekte verweisen kann.

 

Inzwischen hat sich unsere Mitgliederzahl auf 185 erhöht, darunter 87 Kinder. Die Mitgliederzahlen bei Frauen und Senioren ist ebenfalls ansteigend. Erfreulich ist, wie sich die Senioren um unseren Nachwuchs kümmern. Es gibt keine Vorbehalte gegenüber „Globale“, Behinderten, Frauen und „Wessis“.

 

Es sind wohl diese Besonderheiten des Berliner „Speckgürtels“, die speziellen Potsdamer demographischen Verhältnisse, die WIR in unseren Verein miterleben. Unsere Mitgliederstatistik zeigt allein bei den Kindern in diesem Jahr wieder einen Zuwachs von 25 Kindern. Zurzeit sind bei uns 87 Kinder Mitglieder, darunter 16 Kinder aus 15 Herkunftsländern und 11 Kinder aus 9 Bundesländern, das heißt, dass in guter toleranter preußischer Tradition in unserem Verein 31 % „Zugereiste“ aufgenommen wurden!

Die Kinder kommen aus China, Russland, den USA, Armenien, Dänemark, Schottland, England, Thailand, Griechenland, Malaysia, Cuba, Portugal, Israel, Argentinien, Ukraine, Vietnam und aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands.

 

Und wie funktioniert die „Integration“?

Es geht ganz einfach, problemlos, normal. Meistens beginnt es mit einem Anruf: ob, wie, wann, wo, wie oft, wie viel? Dann stehen die Eltern mit ihren Kindern in der Turnhalle und erklären in holprigem Deutsch, dass ihre Kinder gerne TT spielen möchte. WIR geben den Eltern dann Flyers und Informationen zum Verein und nehmen dann das Kind in unsere Mitte auf, stellen es den anderen Kindern vor und dann geht es los. Durch das TT-Spielen kommt meistens schnell Freude und Spaß auf. Wir zeigen den Kindern die Trainingsmethodik, die Schlagtechniken und die Verbesserungsmöglichkeiten. WIR helfen auch mit Sportmaterial. Es dauert nicht lange bis kleine Freundschaften entstehen und die Kinder über ihre Herkunft erzählen. Bei einem entsprechenden Leistungsstand können sie an internen Wettkämpfen und am Punktspielbetrieb teilnehmen. Dabei spielen dann ganz multikulti Xu aus China gegen Issam aus Israel, Idris aus USA gegen Nikita aus Moskau, Jacob aus Schottland gegen Alonso aus Griechenland, Augustin aus Portugal mit Nepomuk aus Armenien und Boris aus Kiew mit Simon aus Dänemark usw.. Oft höre ich dann die Aussagen „ Mir macht es im Verein viel Spaß, es ist eine schöne lockere Atmosphäre, gut organisiert und die Bedingungen sind klasse“.

Die Besten können dann auch in Mannschaften mitspielen und an regionalen Meisterschaften teilnehmen. Dabei haben es Simon, Idris, Jordan, Alonso und Augustin schon zu beachtlichen Leistungen gebracht.

 

Natürlich ist es auch ein „Kommen und Gehen“. Das Verabschieden ist dann immer wieder traurig, weil man sich auch etwas lieb gewonnen hat und Zeit und Wissen in die Ausbildung der Kinder gesteckt hat. So ist Li zum Studium gegangen, Boris zog mit seinen Eltern nach Dresden, Biggi ging zum Judo, Anna Tran spielt im „Kaffee Einstein“ mit, Mariya geht tanzen, Roman versucht es beim Fußball und Jan musste zurück nach Rup sur Moiselle. Das TT-Leben mit Integration geht aber weiter. Kürzlich stand Jacob mit Vater aus Schottland in der Tür.

 

Höhepunkt des integrativen PingPongs ist bei uns das Integrationsturnier. Dazu laden WIR auch Kinder aus Jugendklubs und anderen Vereinen ein und spielen miteinander um die Ehre und kleine Preise. In diesem Jahr  werden WIR das Turnier am 12. November durchführen. Mal sehen, ob es wieder so wimmelt, wie im Vorjahr, als über 50 Kinder teilnahmen und der Oberbürgermeister das Turnier eröffnete….