Wir alle erinnern uns mit Freude an unseren glorreichen Sieg gegen Eiche in der Hinrunde. (Kunststück… wir haben ja nur den einen Sieg.) Damals waren Axel und Mandy das Zünglein an der Waage, die mit jeweils einem Punkt das Spiel zu unseren Gunsten entschieden hatten. Wir starteten gestern also erfolgsverwöhnt in das Rückspiel. Allerdings hatte Eiche in der Hinrunde auf seine Nr. 2 Dennis Noack verzichten müssen, der nun jedoch auflief. Mal sehen…
Es lief wie im Grunde wie so oft bei unseren Spielen. Horst liefert wie eine Maschine seine 4,5 Punkte ab. Ich gebe leider ein Spiel ab, das der Gegner Punkt für Punkt mit schnellen Seitschnittaufschlägen für sich entscheidet. Da entwickelt sich langsam aber sicher eine Phobie bei mir – ist es doch mittlerweile das dritte oder vierte Spiel, das ich auf diese Weise verliere. Axel hingegen ließ sich davon nicht beeindrucken und holte in einem 5-Sätze-Match gegen meinen Angstgegner den ersten so wichtigen Punkt aus unserem unteren Paarkreuz. Für die Nicht-Mathematiker unter uns: es steht 9:8 (für uns!!!). Alle Spiele sind gespielt.
Alle? Nicht alle! Das letzte Spiel steht noch auch dem Plan. Axel sollte es in der Hand haben, ob uns der dringend benötigte Sieg gegönnt sein würde. Sein Kontrahent Hans-Georg Meier ist zwar altersmäßig im Vergleich noch grün hinter den Ohren, steht allerdings gefühlt seit der Erfindung des Tischtennis an der Platte – noch dazu mit zwei herrlichen Noppen! Zu vorgerückter Stunde war die Halle bis auf unseren Spielbereich mittlerweile wieder leer geräumt. Die Spieler beider Mannschaften hatten auf Bänken und Stühlen Platz genommen und warteten gespannt auf das Match. Biere ploppten. Chipstüten wurden aufgerissen. Man(n) machte es sich gemütlich. Da ich schon meine Erfahrung gegen Meier hatte sammeln können, gab ich Axel noch ein paar kluge Hinweise mit auf den Weg, wusste allerdings, dass sie schwer umzusetzen sein würden. Wer nämlich glaubte gegen diese Doppelnoppe ruhig mitspielen zu können, war gewaltig auf dem Holzweg. Wenn nicht unter Druck bewies Meier unglaubliches Ballgefühl (kurz rechts, kurz links, kurz rechts, kurz links, …) und war immer wieder für tödliche Blocks gut. Am ungewöhnlichsten jedoch für einen Noppenspieler in seinem Alter: er griff an. Jeder zu hohe Ball wurde sofort durch scharfe Schüsse bestraft. Wer Axels Spielweise kennt, dem war klar: dieser Weg – er wird kein leichter sein. Licht aus. Spotlight an.
Der erste Satz… es sieht gut aus. Axel liegt 8:6 in Führung. Komm Axel! Zu ende spielen. Doch da: Jahrhundertblock durch Meier! 9:9, 9:10. Axel schießt und Ausgleich. Kurzes Verschnaufen im Spiel nutzt der Gegner gnadenlos. 10:11. Aufgebaut durch die beachtliche Aufholleistung beflügelt Meier zum 10:12. Erster Satz also knapp verloren. Hin zu Axel: Coaching ist angesagt. Axel, du(!) musst spielen. Du musst ihn beschäftigen! Wenn du ihn spielen lässt, dann verarztet er dich. Also noch einmal Magnesiumtablette einwerfen, Brust raus, Bauch rein und ran an den Feind. Axel murmelt noch etwas von variablen Aufschlägen und wie ein Tänzer am Tisch sein und dann geht es los zum zweiten Satz. Und siehe da: er tänzelte. Wie ein junger Hüpfer sprang(!) Axel selbst nach verloren geglaubten Bällen und zog nach seinem Belieben mit Vor- oder Rückhand an. Ein Punkt nach dem anderen machte er und dominierte so den ganzen Satz zum 11:3. Na geht doch! Die Weiche zum Sieg war also gestellt. Auf in die nächste Runde…
Doch Axels 11:3-Erfolg kam mit einem Preis. Das sollte sich schnell zeigen. Hatte diese herausragende sportliche Leistung doch sehr an seinen Kräften gezehrt, verwunderte es niemanden, wenn sich Axel mit seinen 72 Lenzen um 22:30 Uhr nach 6 Stunden Tischtennis auf wenige Angriffe beschränkte und wieder in seinen Komfortbereich zurückzog: mittelhohe Bälle aus der Halbdistanz zurückbringen. Leider hatte der Gegner von Eiche wenig Verständnis und sah auch davon ab, blindlings zurückzuschiessen. Clever verteilte er die Bälle mal rechts, mal links und lies Axel laufen. 6:11 gab Axel den dritten Satz geschlagen. Also wieder Coaching. Eine neue Taktik war ersonnen, denn die anderen Mannschaftsmitglieder hatten den Gegner doch mit Argusaugen auf Schwächen durchleuchtet. Meier bevorzugte seine Rückhand, nahm selbst weit in der Vorhandseite die Bälle mit der Rückhand. Der Plan war klar: den Kontrahenten immer weiter in die Vorhandseite treiben und dann in die Rückhand abschließen. So weit, so gut. Axel noch einmal beschworen, alle Reserven zu mobilisieren. Der zweite Sieg für Einheit 9 war schließlich zum greifen nahe.
Und er kämpfte wie ein Tiger. Man sah förmlich, wie er sich zum Angreifen zwang, trotzdem er schon lange mit dem Reservetank fuhr. Sowohl seine Mannschaftskollegen als auch die Gegner zollten dem körperlichen Einsatz beider Spieler immer wieder mit frenetischem Jubel den verdienten Respekt, der die Gladiatoren mit Energie für den nächsten Ballwechsel betankte. Punkt um Punkt ward hart umrungen und es näherte sich das Ende des vierten Satzes. Doch leider mit immer deutlicherem Vorsprung für den Widersacher. Zu gering waren die Kraftreserven zum Schluss bei Axel. Er musste sich zu seinem Gram mit 8:11 geschlagen geben, so dass Einheit 9 zum vierten Mal mit einem Unentschieden aus der Halle geht. Er – der Tiger vom Ruinenberg. (ht)